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Apocalyptica in Stuttgart: Cellobogen ersetzt die Motorsäge
Von Andreas Gugau
Bildergalerie: Apocalyptica-Konzert Stuttgart | 01.03.
Apocalyptica live in Stuttgart, Theaterhaus
Apocalyptica live in Stuttgart, Theaterhaus
Apocalyptica live in Stuttgart, Theaterhaus
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Stuttgart - Finnland ist das Land der Seen und ausgedehnten Waldgebiete, die Forstwirtschaft ist im Norden Europas eine feste Größe. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis einer auf der Bühne die Motorsäge auspackt. Perttu Kivilaakso ist es, der seinen Bogen an den Saiten seines Violoncellos unterhalb des Stegs ansetzt und dem klassischen Instrument Töne entlockt, die mit der Motorsäge konkurrieren und jeden Gitarristen erblassen ließen.
Die Vier von Apocalyptica haben am Montagabend einiges mehr im Gepäck als Baumfällinstrumente. Im mit rund 1700 Zuschauern ausverkaufen Theaterhaus in Stuttgart brennen sie ein Feuerwerk ab – freilich ohne die Cellos zu verheizen.
Die tragen sie zwar über die Bühne, halten die Cellos über den Kopf und lassen sie auch nicht zum Headbangen los. Die Instrumente werden geschlagen, gezupft und gestrichen – auch Holz muss bei Heavy Metal einiges aushalten und die Bandbreite der Töne, die sich mit einem Cello erzeugen lassen, ist erstaunlich. Die Instrumente verlassen die Bühne wohl unbeschädigt. Es reißt zumindest keine Saite.
Trolle und Cowboys
Noch vor einigen Jahren waren Kivilaakso, Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen und Schlagzeuger Mikko Sirén eine Randerscheinung. Aber in Finnland ist bekanntlich einiges seltsam. Nicht nur Trolle, Handy-Weitwurfmeisterschaften und die Leningrad Cowboys sind dort beheimatet. Lordi kommen ebenso wie Nightwish aus dem Norden. Da passen Apocalyptica ganz gut in die Reihe, in der sie sich längst ganz vorne angestellt haben. Die Musiker sind inzwischen mittendrin angekommen im Schwermetall-Geschäft.
So war es dann auch nicht schwer für das Quartett, beim Publikum in Unterstützung einzufordern. Egal, ob Mitklatschen, Mitsingen oder einfach nur Geschrei: die Cellisten bekommen vom Publikum alles, was sie fordern Aber sie haben dafür ja auch einiges zu bieten. Neben Stücken aus ihrem aktuellen Album „7th Symphony“ gibt es einiges vom vorherigen Werk „Worlds Collide“ zu hören und eine wilde Show.
Sänger
Den meisten Beifall allerdings gabs für fremde Federn. Metallicas „Master of Puppets“ und „Seek ’n’ Destroy“ werden heftig bejubelt. Die Band weiß das und macht auch keinen Hehl daraus, dass Metallica-Stücke am beliebtesten sind.
Nachdem sich Apocalyptica vor allem für die vergangenen beiden Platten mit allerlei Gastsängern verstärkt haben, ist in Stuttgart Leningrad-Cowboys-Sänger Tipe Johnson mit am Start. Der wird gezielt bei einer Handvoll Stücke eingesetzt – ein Apocalyptica-Konzert soll ja nicht zu einer banalen Rockshow werden. Denn im Mittelpunkt stehen nach wie vor die Streichinstrumente.
Am Ende verbeugen sich die Finnen, wie es sich für Cellisten gehört.
Hintergrund: Finnische Musiker
Apocalyptica wurde in Helsinki gegründet, nachdem Eicca Toppinen, Paavo Lötjönen, Max Lilja und Antero Manninen beschlossen hatten, als Prüfungsaufgabe an der renommierten Sibelius-Akademie Metallica-Stücke auf dem Cello zu spielen. 1996 erschien dann die zugehörige Platte. Ihr siebter Longplayer „7th Symphony“ erschien im August 2010 und erreichte in Deutschland den sechsten Platz in den Longplay-Charts.